Die deutsche Wiedervereinigung war ein einmaliges historisches Ereignis. Dieses miterlebt zu haben, ist nur wenigen vergönnt gewesen. Die jüngere Generation unter uns kann die Emotionen dieser Einheitsnacht nicht nachvollziehen. Ich selbst feierte mit vielen Gelenauern bei einem großen Fest in der Gartensparte „Gründel“ in den 3. Oktober 1990 hinein.
Der Euphorie folgten alsbald gewaltige Umbrüche im persönlichen und beruflichen Bereich. Familien plagten existenzielle Sorgen. Viele Gelenauer mussten sich umorientieren. Wer hier für sich keine Perspektive sah durch den Niedergang der Fabriken, kehrte dem Ort den Rücken, um anderswo eine neue Existenz aufzubauen. Die Einwohnerzahl sank in den Folgejahren erheblich. Einige verließen Gelenau nicht gänzlich, sondern pendeln seither zwischen Wohnund Arbeitsort. Erfreulich ist, dass zwischenzeitlich mancher die Chance hatte, in den Heimatort zurückzukehren. Arbeit wurde hier gefunden und auch der Traum von den eigenen vier Wänden erfüllte sich – wie die Bautätigkeit im Ort zeigt.
Dank der Emsigkeit der Gelenauer ist Gelenau heute ein attraktiver Ort. In ihre Häuser und Grundstücke haben viele jede Menge Geld und Arbeitskraft investiert. Auch die Wohnungsunternehmen haben immense finanzielle Mittel aufgewendet, die Wohnbedingungen und das Erscheinungsbild ihrer Gebäude erheblich aufzuwerten.
Das A und O für den Bestand eines Ortes sind Bildungs-, Kinder-, Sozial- und Freizeiteinrichtungen sowie eine funktionierende Infrastruktur. Die in Gelenau entstandenen oder fortgeführten Handwerksbetriebe und mittelständischen Unternehmen sind bis heute das Rückgrat der wirtschaftlichen Entwicklung des Ortes.
Auch wenn das Lohnniveau noch immer nicht in vielen Bereichen das Niveau der Altbundesländer erreicht hat, so ermöglichen jedoch die vergleichsweise moderaten Lebenshaltungskosten ein gutes Leben in unserem Erzgebirge. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es auch in anderen Teilen unseres Vaterlandes Landstriche gibt, wo vergleichbare Lohnniveaus vorherrschen.
Gelenau stetig als einen attraktiven Wohn- und Arbeitsort zu entwickeln, war stets erklärtes Ziel der Gemeinde. Gelenau hat eine positive Entwicklung in den letzten 30 Jahren genommen. Das ist nicht der Verdienst Einzelner, sondern eines ganzen Ortes. Allen Mitwirkenden danke ich herzlich.
Sicher ist noch nicht alles optimal, es gibt noch viele Baustellen – im wahrsten und übertragenen Sinne. Bemühen wir uns gemeinsam weiter für die besten Lösungen für unseren Ort!
Es gibt aber auch Dinge, auf die haben wir als Gelenauer keinen Einfluss. So sollte in Gelenau das 30-jährige Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung im Rahmen der „Schlagernacht“ am 26. September gefeiert werden. Dazu hatten auch Vertreter aus unseren Partnergemeinden ihr Kommen angesagt. Aufgrund der gegenwärtigen Corona-Situation entfällt leider die Veranstaltung. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
In Einigkeit und Recht und Freiheit
Ihr
Bürgermeister Knut Schreiter