Am 2. Juni 2020 schloss Dorothea Herrmann im Alter von 96 Jahren für immer ihre Augen. Mit dem Tod von „Dorle“, wie sie liebevoll genannt wurde, ging eine Ära kulturellen Schaffens in Gelenau zu Ende. Kultur war ihr Leben, sie war von ihr begeistert und konnte andere davon begeistern – sie war die Grande Dame des kulturellen Lebens im Ort. Sie fungierte als Leiterin des Kulturbundes und später als Vorsitzende des Erzgebirgischen Kulturvereins Gelenau e. V. Sie engagierte sich in vielseitiger Weise und tat dies mit großer Leidenschaft. Gesang, Tanz, Theater waren ja sowieso ihr Metier, ihre Aktivitäten galten unter anderem aber auch der Traditions- und Brauchtumspflege und dem Natur- und Denkmalschutz. Immer lag ihr die Kinder- und Jugendarbeit besonders am Herzen. Ihr Denken und Handeln war generationsübergreifend. Rückschau auf die Vergangenheit, Leben in der Gegenwart und Blick in die Zukunft sah sie als untrennbare Einheit.
Der Weg zum Ziel war für Frau Herrmann manchmal auch steinig und sie musste hin und wieder härtere Debatten durchlaufen. Doch sie scheute kein Hindernis und sie wurde trotz und auch wegen ihrer Beharrlichkeit, Willensstärke und Unerschrockenheit von ihren „Verhandlungspartnern“ geschätzt und geachtet, denn ihr Engagement war uneigennützig und galt stets der Gemeinschaft.
Alle Aktivitäten von Frau Herrmann zu nennen, würde den Rahmen sprengen und wäre auch müßig, denn jeder, der Dorothea Herrmann kannte – und das sind sicher fast alle Gelenauer – weiß um die Verdienste dieser Frau. 2018 – im Jahr des 30-jährigen Bestehens des 1. Gelenauer Carnevals Clubs e. V. – wurde Frau
Herrmann mit dem Gälner Strumpforden geehrt. Die Gründung des Vereins hatte Frau Herrmann initiiert.
Bis ins hohe Alter war Frau Herrmann gesellschaftlich aktiv. Gesundheitliche Probleme waren für sie kein Grund, sich nicht weiter zu engagieren und ihren reichen Schatz an Wissen und Erfahrungen weiterzugeben. Regelmäßig stand sie im Kontakt mit dem Ortschronisten, der Freien Schule Erzgebirgsblick und der Gemeinde. Das, was Dorothea Herrmann geleistet hat, besteht fort und ist von dauerhaftem Wert. Als Mensch wird sie uns fehlen – ihr mitreißendes Temperament, ihr ungeheurer Tatendrang. In unseren Gedanken wird sie uns immer begleiten und wir werden sie in dankbarer und freudiger Erinnerung behalten.
Noch im Januar dieses Jahres bat mich „Dorle“ um einen Eintrag in ihr Erinnerungsbuch. Ihrem Wunsch bin ich gern gefolgt. Meine Widmung will ich der Öffentlichkeit zur Kenntnis geben:
„2020, ein neues Jahr – ein neues Jahrzehnt!
Werden es wieder goldene 20er Jahre?
In den vergangenen 2 Jahrhunderten emanzipierte sich die Gesellschaft
durch Bildung. Das kulturelle Band, die Bewahrung von Geschichte, Tradition,
Volksgut und die Neugier auf Neues sind das Band des Humanismus.
Cicero war der Begründer der menschenfreundlichen Gesinnung.
Liebe Dorle, in diesem Sinne danke ich Dir für Deine Lebensleistung,
insbesondere für das kulturelle Wirken in unserer Gemeinde.
Auch im hohen Alter legst Du Wert auf Aufklärung, Tradition und
Neugier auf Neues. Du warnst vor der Fratze des Bösen!
Möge Deine Arbeit als Samen wirken, wir Gelenauer ernten und laben
uns am Erfolg!
Gelenau, 28.01.2020
In Dankbarkeit für Dein Lebenswerk,
in tiefer Verbundenheit
Dein Bürgermeister Knut Schreiter“
Bürgermeister Knut Schreiter und
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung
Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann,
steht in den Herzen seiner Mitmenschen.
Albert Schweitzer