Das Gedenken am Volkstrauertag an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft ist auch in unserer Gemeinde ein festes Ritual. Der Charakter des Gedenkens hat sich jedoch im Laufe der Zeit verändert. Wie viele Betroffene gibt es noch, die Krieg und dessen Auswirkungen selbst miterlebt haben? Bürgermeister Knut Schreiter machte in seiner Rede deutlich, dass die Anzahl derjenigen, die noch Kriegserlebnisse aus erster Hand erzählen können, naturgemäß immer geringer wird. Die unmittelbare Trauer, die sich auf dem Verlust eines geliebten Menschen gründet, ist verblasst, da der Zweite Weltkrieg viele Jahrzehnte her ist und wir seitdem hier bei uns in Deutschland von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont geblieben sind.
Dass wir nun schon über so einen langen Zeitraum im Frieden leben dürfen, ist ein enormes Glück, birgt aber auch die Gefahr, dieses kostbare Gut als Selbstverständlichkeit anzusehen. Spätestens im Februar wurden wir eines Besseren belehrt. Durch den Krieg in der Ukraine wurde uns allen klar, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Krieg in Europa – das Unfassbare ist ganz nah. Hat uns das wachgerüttelt, den Wert von Frieden noch besser zu schätzen, uns bewusst für dessen Bewahrung einzusetzen und dem Totengedenken am Volkstrauertag mehr Bedeutung beizumessen?
Der Bürgermeister zitierte in seiner Ansprache den französischen Philosophen Gabriel Marcel:
„Weil die Toten schweigen, beginnt alles immer wieder von vorn.“
Damit die Toten eben nicht schweigen, damit wir ihre Stimme hören, gibt es den Volkstrauertag.